In der Tierwelt haben häufig ältere Weibchen das Sagen – denken wir nur an Elefanten. Da hält unter Umständen eine 70 Jährige die Herde zusammen und ist dank ihrer Klugheit, Erfahrung und Gelassenheit eine Garantin für den Erfolg und das Wohlergehen der ganzen Dickhäuter Familie. Bei unserer 3.Bürgermeisterin Annegret Harms kommen noch Empathie und ein riesengroßes soziales Herz dazu. Birte Bode und Antje Kolbe haben sie besucht.
A. Kolbe: ‚Bis auf wenige NeubürgerInnen kennen dich in Unterschleißheim fast alle, wie kam es dazu‘?
A. Harms: ‚Ich lebe doch schon sehr lange hier. Aus Norddeutschland 1976 quasi eingewandert, übernahm ich als Erzieherin die Leitung eines Caritas Kindergartens. 1981 zogen mein Mann und ich in unser Haus in der Frühlingsstraße. Als 83, 88 und 91 unsere Kinder geboren wurden, war ich erst einmal Familienfrau und Mutter. Nebenbei engagierte ich mich damals schon ehrenamtlich, fuhr Essen auf Rädern für die Nachbarschaftshilfe aus und betreute Kinderbibelwochen, Kommunion- und Firm-gruppen in St. Korbinian. In diese Zeit fiel auch die Gründung des Familienzentrums im Team mit sechs anderen jungen Müttern aus USH‘.
A. Kolbe: ‚Und schon warst du wieder mitten drin‘?
A. Harms: ‚Genau (lacht), beim Neubau des Hauses der NBH hat unser Team sich praktisch um alles gekümmert. Als die Kinder größer wurden, stand die Elternbeiratstätigkeit an: KIGA, Grund-Haupt-Realschule, Gymnasium, ein volles Ehrenamtsprogramm‘!
B. Bode: ‚Und wann begann deine politische Karriere‘?
A. Harms: ‚Zur Kommunalwahl 2008 sprach mich damals Elsa Philipp von den Freien Wählern an, ob ich mir eine Stadtratstätigkeit vorstellen könnte. Ich sagte ja, wurde gleich gewählt und bin seitdem in diesem Gremium, später parteilos und seit 2014 für die SPD. Im ersten Jahr von Bürgermeister Christoph Böck, 2013, war ich ja schon einmal 3. Bürgermeisterin. Vor diese Zeit fiel schon eine berufliche Neuorientierung. An den Gymnasien in Bayern wurde 2003 das G8 eingeführt und dem damaligen Schulleiter Rudolf Berg war klar, es brauchte eine Nachmittagsbetreuung: durch die Verlagerung des Unterrichts bis 16.00 Uhr wurden am COG eine Mittagsverpflegung und Hausaufgaben Betreuung eingerichtet. Damals war ich Elternbeiratsvorsitzende, Herr Berg kannte meine Ausbildung, kam auf mich zu und bis 2020 blieb ich dann die Leiterin der von uns ins Leben gerufenen Offenen Ganztagsschule. (Anmerkung der Redaktion: Das ist sehr bescheiden ausgedrückt, denn es gab keinerlei Vorbilder oder ganzheitliche Konzepte. Die hat unsere Jubilarin mit ihrem Team und der Schulleitung selbst entwickelt.) Angefangen haben wir mit 25 Kindern, zum Schluss waren es fast 500 aus den Klassen 5 bis 9 und wir hatten eine tolle Zusammenarbeit! Noch heute werde ich öfter von ehemaligen Schülerinnen und Schülern angesprochen ‚Frau Harms, können Sie sich noch an mich erinnern‘(lacht)?
A. Kolbe: ‚Zurück zur Politik, im Laufe der Jahre hast du dich ja in viele Sachgebiete eingearbeitet, du warst Fraktionsvorsitzende, Sozialreferentin, sogar Finanzreferentin der SPD, wo liegen deine Schwerpunkte‘?
A. Harms: ‚Mein Herz schlägt für die sozialen Belange unserer Stadt, also Kinder – Jugend – Schul - Betreuungs - und Seniorenthemen. Jetzt als 3.Bürgermeisterin freue ich mich besonders über die vielen Begegnungen mit den MitarbeiterInnen in den sozialen Einrichtungen und Schulen und die Kontakte mit älteren Menschen. In Vertretung des 1.Bürgermeisters mache ich Besuche bei Geburtstagen und Ehejubiläen beginnend mit der Goldenen Hochzeit. Das alles sind für mich freudige Ereignisse und die Gespräche sind mir wichtig, das Zuhören – manche Senioren rufen später öfter noch mal an, dafür nehme ich mir immer Zeit. Ein Highlight meiner Amtsführung sind natürlich auch die standesamtlichen Trauungen, so viele glückliche, erwartungsfrohe Gesichter in einem Raum siehst du sonst nirgends (lacht). Und schließlich auch die zahlreichen MitarbeiterInnen in der Verwaltung zu kennen und für sie ein offenes Ohr zu haben ist mir ein großes Anliegen‘.
B. Bode: ‚Wenn du deinem Handeln eine Überschrift geben müsstest, wie würde die lauten‘?
A. Harms: ‚Klare Kante! Sich treu bleiben! Liebe, Verständnis und Menschlichkeit stehen an erster Stelle. Egoistische Eigeninteressen, Kleinkram und Angriffe gegen Bürgermeister und PolitikerInnen gehen für mich gar nicht‘!
A. Kolbe: ‚Privat bist du ja ein absoluter Familienmensch‘.
A .Harms: ‚Meine Großfamilie, drei Kinder, drei Schwiegerkinder und jetzt die beiden Enkelinnen sind mir das Liebste. Leider habe ich manchmal zu wenig Zeit für sie - Familie und politische Arbeit zusammen zu bringen ist oft ein Spagat für mich‘.
B. Bode: ‚Welche Wünsche hast du für die Stadt‘?
A. Harms: ‚Dass wir drei Bürgermeister weiter so gut und vertrauensvoll zusammenarbeiten, uns absprechen und unseren 1. Bürgermeister Christoph Böck unterstützen. Und natürlich brauchen wir einen sicheren finanziellen Rahmen, um unsere ganzen sozialen Projekte durchführen zu können. Die Umsetzung des neuen Grundschulkonzeptes, an dem ich aktiv mitgearbeitet habe, das kooperative Ganztagsmodell, beginnen wir jetzt mit dem Neubau der Michael-Ende-Schule - die beiden anderen Grundschulen müssen später ebenfalls auf den Ganztag umgestellt werden. Dieses Modell wird ein wichtiger Baustein für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Und Unterschleißheim muss eine soziale Stadt bleiben, alle Nationalitäten sollen sich bei uns sicher und wohl fühlen. Stichwort Miteinander und Füreinander‘!
A. Kolbe: ‚Dürfen wir uns zum Schluss auch etwas von dir wünschen? Liebe Annegret, Unterschleißheim ohne dich ist kaum vorstellbar – bitte bleibe uns mit all deiner Fürsorge, deinem Einsatz, deiner Empathie, dem großen Herzen und den offenen Ohren, aber auch mit deiner Klugheit, Erfahrung und Gelassenheit noch lange erhalten. Einfach Danke für Alles!‘
Birte Bode, Antje Kolbe, 1. Bürgermeister Christoph Böck, die Fraktion, der SPD Vorstand und sicher auch ganz viele Menschen in Unterschleißheim