‚Die Lyrik kommt mit‘ – Abschied von USH

18. Dezember 2023

Nach 55 Jahren in Unterschleißheim zieht Ingrid Riedmeier, die Gründerin der Buchhandlung Art&Weise in die Nähe von Heidelberg zu ihrer Tochter. Aus diesem Anlass habe ich noch einmal mit ihr gesprochen.

A. Kolbe: ‚Wie geht es dir jetzt so kurz vor dem Umzugstermin‘?
I. Riedmeier: ‘Von Tag zu Tag stelle ich fest, wie schwer es mir fällt zu gehen. Die Entscheidung ist trotzdem richtig, die Freunde werden immer kränker oder sind schon gestorben. Im Sommer hatte ich den 82.Geburtstag und vor fast vier Jahren habe ich meinen Mann verabschiedet unter einem Baum auf dem Waldfriedhof. Ich werde jetzt meine zwei Urenkel aufwachsen sehen, da freue ich mich drauf. Und Heidelberg ist auch schön‘!
A. Kolbe: ‚Wirst du etwas vermissen‘?
I. Riedmeier: ‘ Das Hinterland Richtung Dachau und Freising, da bin ich mit meinem Mann immer wieder hingefahren und wir haben die Viecher gezählt (lacht), das wird mir fehlen. Und die bayrische Mentalität, an die ich mich doch sehr gewöhnt habe – die Menschen in Baden-Württemberg sind anders. Aber ich werde Neues erleben und meine Wurzeln woanders schlagen‘.

A. Kolbe: ‚Jetzt kommen wir zu Art &Weise, da stand ja am 1. Dezember das 50jährige Jubiläum an. Wie kam es eigentlich zu dem doch eher ungewöhnlichen Namen‘?
I. Riedmeier: ‚Das war eine spontane Eingebung einfach aus dem Bauch raus. Ich hatte mit meinem ersten Mann hier im Block in der Buchenstraße einen ganz winzigen Laden mit Kunstgewerbe aufgemacht und dann vom S. Fischer Verlag eine Erstausstattung Bücher bekommen. Das war der Grundstock für Art &Weise – das Kunstgewerbe wurde immer weniger und die Bücher nahmen zu. Wir sind dann mehrmals umgezogen, einmal waren wir sogar für ein halbes Jahr in einem Container hinter der Kirche St. Korbinian, bis mein Mann Wolfgang Riedmeier und ich die Buchhandlung endlich in der Bezirksstraße eröffnen konnten. Und Ende 2007 hat unsere damalige Mitarbeiterin Frau Wolejnik den Laden übernommen – da haben wir zum Abschied ein Riesenfest gefeiert nach dem Motto: Was machen wir jetzt, jetzt sind wir frei! Aber selbst heute noch werde ich manchmal als Frau Art angesprochen und mein Mann war der Herr Weise (lacht). Später wurde ich dann zu einer begeisterten Kundin unserer tollen Unterschleißheimer Bücherei, den Lesesaal mit Tee und Kaffee werde ich vermissen‘!
A. Kolbe: ‚Was machst du denn mit deinen vielen eigenen Büchern‘?
I. Riedmeier: ‚Ich habe schon ganz viele verschenkt, alle Freunde angerufen, einen großen Schwung zur Pfennigparade gebracht, nur meine heißgeliebten Lyrik-Bände, die ziehen mit mir um! Besonders freut mich natürlich auch, dass die Kunstplakate Sammlung, die mein Vater schon vor Jahrzehnten begonnen hatte und die wir immer weiter vergrößert haben, im COG und in der BOS-FOS eine neue Heimat finden wird‘.
A. Kolbe: ‚Wirst du ab und zu noch mal zu Besuch kommen‘?
I. Riedmeier: ‚Natürlich, eine Freundin hat ein Gästezimmer für mich, hier im Haus bei Nachbarn kann ich bleiben oder auch beim Hörger in Hohenbercha, da sind wir oft und gerne zum Essen hingefahren (lacht)‘.
A. Kolbe: ‘ Mit dir verliert der SPD Ortsverein ein langjähriges Mitglied – zum 1.1. 1971 eingetreten haben wir dich Corona bedingt erst 2022 für 50 Jahre geehrt! Jetzt können wir uns nur noch für deine Treue bedanken und dir für den Neuanfang noch einmal von Herzen alles Gute wünschen. Ich schätze, diesen Wünschen werden sich auch viele Unterschleißheimer Leseratten anschließen, die du zusammen mit deinem Mann über mehr als drei Jahrzehnte beraten und begleitet hast.

Antje Kolbe für die SPD USH - Lohhof

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