Im Juli wurde aus der alljährlichen Stadt-Radl-Info-Tour von Bürgermeister Christoph Böck wegen eines apokalyptischen Gewitterregens spontan eine „Trockenübung“. Während die verlassenen Drahtesel draußen dem Regenguss trotzten, informierte Christoph Böck kurzerhand im Foyer des Bürgerhauses und versprach einen Ersatztermin, um die Vor-Ort-Besichtigung nachzuholen.
Am Samstag des zweiten Wiesn-Wochenendes war es soweit. Trotz (erneut) bedrohlich schwarzer Wolken fand sich ein stattliches Grüppchen Interessierter am Rathausplatz zusammen. Um es vorwegzunehmen: die tapfere Radlgruppe schaffte die ganze Tour im Trockenen und wurde neben Infos zur Stadtentwicklung aus erster Hand sogar mit vereinzelten Sonnenstrahlen belohnt!
Im Folgenden eine kleine Zusammenfassung für die Daheim-Gebliebenen: Am Startpunkt gab es gleich Informationen zur Neuen Stadtmitte, wo voraussichtlich im nächsten Jahr Baurecht geschaffen wird. Ein Abriss des bestehenden IAZ und Postgebäudes wird aber noch mindestens ein weiteres Jahr auf sich warten lassen. Denn die Logistik des Abrisses ist komplex und erfordert eine aufwändige Planung. Auch ist abzuwarten, wie sich die Lage der Baubranche weiterentwickelt, und ob die beiden Investoren dann auch tatsächlich durchstarten wollen und können (siehe auch Bericht des BM zur Neuen Stadtmitte im LLA vom 28.09.2024).
Die zweite Station war die ehemalige Kreissparkassen-Filiale am Rathausplatz. Die Kreissparkasse hat dort ihr Beratungs-Geschäft aufgegeben und benötigt nur noch Platz für ihre Geldautomaten. Die frei gewordenen Flächen kann aber die Stadtverwaltung gut gebrauchen. Nach erfolgtem Umbau wird noch im Herbst das Bürgerbüro hierhin umziehen. Ein großer Gewinn für die Kundschaft ist der zukünftig barrierefreie Zugang!
Weiter ging es zur Baustelle der neuen Michael-Ende-Grundschule, die zukünftig Heimat für 500 Schulkinder und die Musikschule wird. Ziel ist eine Fertigstellung bis zum Schuljahr 2026/2027, um mit dem neuen Gebäude den dann bestehenden Anspruch auf Ganztagsbetreuung zu verwirklichen. Die letzten Monate waren aber von Herausforderungen geprägt. Ursache ist der Grundwasserspiegel, der sich seit letztem Winter aufgrund der vielen Regenfälle auf Rekordniveau befindet. Alle Versuche, mit der vorgesehenen offenen Wasserhaltung die Baufläche für das Kellergeschoss der Schule trocken zu pumpen scheiterten. Schließlich wurde auf eine geschlossene Wasserhaltung umgestellt. Hierfür wurden in den letzten zwei Wochen Spundwände über 20 Meter tief in den Boden getrieben. Nun kann endlich die Bodenplatte für das Kellergeschoss gegossen werden, so dass neben der bereits begonnenen Turnhalle hoffentlich bald auch das Schulgebäude aus dem Boden wachsen wird. Leider kein „Fun Fact“: die Kosten für den Neubau der Schule werden insgesamt mit ca. 70 Mio. € veranschlagt, für die der Freistaat eine vergleichsweise mickrige Förderung von nur 5 Mio. € in Aussicht stellt. Finanziell weniger gut aufgestellte Kommunen können unter diesen Bedingungen „einpacken“.
Nächster Stopp der Tour war das Haus der Vereine, das derzeit einer Brandschutzsanierung unterzogen wird. Hier müssen u.a. Brandschutztüren eingebaut und zusätzliche Treppenanlagen aus dem Kellergeschoss errichtet werden, damit die Fluchtwege zukünftig regelkonform sind. Die Kosten von satten 2,8 Mio. € dienen dabei allein der Einhaltung der starren und bürokratischen Brandschutzvorschriften. Quasi im Vorbeifahren berichtete der Bürgermeister nicht ohne Neid von der neuen Montessori-Schule, die der Montessori-Verein innerhalb nur eines Jahres in Fertigbauweise errichtet hat. Warum dem öffentlichen Bereich solche kurzen Bauzeiten verwehrt bleiben, läge vor allem am Vergaberecht. Während der Verein einen Generalunternehmer beauftragen konnte, muss die Stadt jedes Gewerk einzeln ausschreiben.
Weiter ging es an der Baustelle am Carl-Orff-Gymnasium. Durch die Rückkehr zu G9 drücken ab dem nächsten Schuljahr wieder 13 Jahrgänge die gymnasiale Schulbank. Das bedeutet zusätzlichen Raumbedarf. Anhand der Baupläne erläuterte Christoph Böck, wie die neue Einfachturnhalle und der Erweiterungsbau in das Schulgelände integriert werden. Die Kosten für die Erweiterungs-Maßnahme: 28 Mio. €. Auch das bestehende COG-Gebäude wird aktuell saniert und teilweise umgebaut.
Den Abschluss der Tour bildete das Mehrgenerationenwohnen Lohhof-Süd, wo in den kommenden Jahren rund um eine „Grüne Mitte“ Wohnraum für Seniorinnen und Senioren vom betreuten Wohnen bis zur stationären Pflege, aber auch Wohnraum für Familien errichtet werden soll. Die „Grüne Mitte“ ist verkehrsberuhigt und so konzipiert, dass Raum für Begegnungen geschaffen wird. Denn gerade ältere Menschen wollen weiter am Leben teilnehmen. Komplettiert wird das Quartier durch den geplanten Kindergarten, Einkaufsmöglichkeiten, und einen Standort für die Polizeistation. Auch bei diesem Projekt tritt die schwierige Lage der Baubranche zutage. Erst im letzten Jahr gab es aufgrund von Finanzierungsproblemen einen Investorenwechsel. Abzuwarten bleibt auch, wie sich der Verkauf des städtischen Streifens gestaltet.
An der Baustelle der zukünftigen Umgehungsstraße von Lohhof-Süd, für die bereits einige Sportstätten im Sportpark weichen mussten, werden aktuell die Sparten verlegt. Die Straße soll zunächst nur für den Bauverkehr verwendet werden. Erst mit Fertigstellung des neuen Quartiers wird (voraussichtlich 2027) der Anschluss an die Kreuzstraße und Stadionstraße erfolgen. Dann können auch die „Alt-Lohhof-Südler“ durchschnaufen und hoffentlich eine Entlastung vom Durchgangsverkehr erfahren, der rund 1/3 des Verkehrs in Lohhof-Süd ausmacht.
Wir bedanken uns bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die gelungene gemeinsame Radltour, und besonders bei Robert Burschik vom ADFC, der gewohnt umsichtig für die Sicherheit im Straßenverkehr sorgte.
Dr. Birte Bode
Co-Vorsitzende SPD Unterschleißheim-Lohhof