Sport, Spass und Spiele im Valentinspark

An der Verpflegungsstation

01. April 2022

Wachgeküsst wie Schneewittchen, so kam sich Annegret Harms, unsere 3. Bürgermeisterin und Gründerin des Frauen-Netzwerks vor. Nach über zwei Jahren ‚Corona-Schlaf-Pause‘ konnte sie zusammen mit Birte Bode und ‚Friends‘ gleich eine überraschend gelungene Wiederaufnahme der Aktivitäten verbuchen. Ausgedacht hatten sich die Frauen einen Spieltreff im Valentinspark am Samstag, dem 26.3. von 15-17 Uhr, damit sich ukrainische und deutsche Kinder mit ihren Eltern beim gemeinsamen Spielen kennenlernen und Kontakte knüpfen können, so die Einladung auf Facebook und Co.

Und hier kommt Anna Stolyar ins Spiel. Die gebürtige Ukrainerin lebt mit ihrer Familie schon 14 Jahre in USH und seit Beginn des Krieges setzt sie sich in ihrer ganzen Freizeit dafür ein, auf das Schicksal ihrer Landsleute aufmerksam zu machen. Seit der ersten „Lichtblicke“-Lichterkette im Februar auf dem Rathausplatz ist sie als Dolmetscherin gefragt und zusammen mit Birte Bode begrüßte sie auch am Samstag bei traumhaftem Wetter die in großer Anzahl gekommenen spielfreudigen Gäste – Kommentar: „so voll war der Valentinspark wohl noch nie.“ Die meisten Ukrainerinnen kamen aus dem Infinity-Hotel, etliche privat untergekommene Flüchtlinge waren zusammen mit ihren Gastfamilien vor Ort und natürlich Freunde, Bekannte und Familienmitglieder, die kräftig mit anpackten. Auch 1. Bürgermeister Christoph Böck ließ es sich nicht nehmen vorbei zu schauen und mit „Ya Mer- Ich bin der Bürgermeister“ hatte er die LacherInnen auf seiner Seite.

Die Kinder stürzten sich gleich auf die vielen Spielgeräte, die die Offene Ganztagsbetreuung des COG ausgeliehen hatte, egal ob Frisbee, Federball, Tischtennis, Boccia oder Springseile, und die Fußballer verschwanden sofort in Richtung Tor. Sprachprobleme Fehlanzeige!

Irgendwann kamen der kleine Hunger und der große Durst und an dieser Stelle bedanken sich die Organisatorinnen ganz herzlich bei den Sponsoren. Die Bäckerei Kistenpfennig war mit Brezen dabei, der REWE-Chef Herr Husein Dugonjic deckte von süß bis salzig fast alle Wünsche ab und Peter Rein von Thera Lohhof stiftete nicht nur eine große Getränke-Auswahl, sondern kümmerte sich auch um den Transport der Bierbänke. Kekse, Knabbereien und Äpfel stifteten die Netzwerkerinnen selber und am Ende war fast alles verputzt! Fazit: Ein rundum gelungener Nachmittag, oder wie Hanna Bovhyria auf Facebook schrieb: „Wir, die Ukrainer aus dem Infinity, möchten Ihnen unsere große Dankbarkeit äußern!!! Alles war super!“

Trotzdem dürfen wir nicht den eigentlichen Anlass für unsere Aktion vergessen. Ich habe Anna Stolyar anschließend gefragt, welchen Eindruck sie von ihren Landsleuten hat. Hier ihre Antwort: „Die Infinity-Gruppe ist bestens betreut durch die Mitarbeiter des Hotels, des BRK und alle anderen Beteiligten und fühlt sich in Sicherheit. Auch das Victor‘s und das ehemalige Star Inn beherbergen Flüchtlinge, insgesamt an die 400 Personen. Ungefähr 100, die privat untergekommen sind, sind auch gut versorgt, aber noch etwas unsicher in Bezug auf die Kommunikation mit der deutschen Familie, auf den Alltag etc. Was zu der größten Sorge von allen ukrainischen Gästen gehört ist die Ungewissheit, wie es mit ihnen in Deutschland weiter geht. Wo sollen sie wohnen, wie bekommen die Kindergartenkinder, die einen geregelten Tagesablauf mit Gleichaltrigen brauchen, einen Betreuungsplatz, was passiert mit den Schulkindern? Andere möchten schnellstens eine Arbeitsstelle entsprechend ihrer Qualifikation finden, um auf eigenen Beinen zu stehen, aber ihnen fehlen Informationen über Möglichkeiten in München und Umgebung. Und über allem steht die Sorge um die Männer an der Front und die Alten und Schwachen, die zu Hause geblieben sind. Ich habe versucht allen zu erklären, dass die ganze Situation auch für unsere Stadt, die versucht ihr Bestes zu geben, eine große Herausforderung darstellt, auf die niemand vorbereitet war. Wir alle müssen viel Geduld aufbringen und darauf hoffen, dass eine gewisse Normalität eintritt und der Krieg bald zu Ende ist!“

Aber an diesem Nachmittag stand einfach der Spaß im Programm, ein großes Dankeschön an alle Beteiligten und bis zum nächsten Mal – das Frauen-Netzwerk Unterschleißheim hat schon weitere Pläne!

Antje Kolbe, Netzwerkerin

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