Die Politik, die Familie und ich...

28. März 2023

Nina Schardt ist Familienfrau mit drei Kindern und ihr Mann bewirbt sich für ein Mandat im Bayerischen Landtag. Er steht, wie viele andere Kandidaten auch, seit Monaten in der Öffentlichkeit - vom persönlichen Umfeld der Bewerberinnen und Bewerber ist so gut wie nie die Rede. Mich hat es jetzt anlässlich des Weltfrauentags interessiert, wie seine Frau und die Familie mit der momentanen Situation umgehen.

N. Schardt: ‘Die Wahl findet ja erst im Oktober statt, aber der Wahlkampf beginnt natürlich schon viel eher. Normalerweise spielt sich die Politik unter der Woche abends ab, das kenne ich schon länger. Jetzt kommen noch die Wochenendtermine dazu, das ist für die Familie schon eine Umstellung. Allmählich wird es dicht‘!
A. Kolbe: ‘Was bedeutet das für dich‘?
N. Schardt: ‚Für mich ist es o.k., ich wusste ja, was auf mich zukommt. Wir haben bestimmte Regeln eingeführt! Und mein Mann überlegt sich auch, braucht es das wirklich, grade am Sonntag, muss ich da wirklich hin (lacht)?!?
A. Kolbe: ‚Was heißt o.k.?‘
N. Schardt: ‚Wir haben eine gemeinsame Entscheidung getroffen, hätte ich Nein gesagt, hätte er wahrscheinlich nicht kandidiert. Politik ist einfach sein Herzensthema, er war schon 2009, als wir noch in Haidhausen wohnten, im Ortsverein aktiv. Und jetzt war einfach die Gelegenheit da, er ist ja schon Kreisrat und SPD Partei- und Fraktionsvorsitzender München-Land‘.

A.Kolbe: ‚Ihr habt drei Kinder, 9,6 und 2 Jahre alt, wie sieht es da bei euch mit der Care- oder Sorge-Arbeit aus?
N. Schardt: ‚Einen großen Teil übernehme ich. Aber seit er nicht mehr die Verantwortung für einen Betrieb mit 70 Beschäftigten hat, kann er viel von zuhause arbeiten und sich auch seine Zeit freier einteilen. Das war schon sehr entlastend, als ich mit der Jüngsten in Elternzeit war. Ist eines der Kinder krank, teilen wir uns die Pflege. Und ich konnte auch bereits vor der Geburt der Tochter bei meiner Firma im Home Office arbeiten, das machte vieles leichter. Jetzt bin ich gespannt, wie es ab März weiter geht. Ich gehe zurück an meinen alten Arbeitsplatz in der Personalentwicklung einer IT Firma. Erst einmal 20 Wochenstunden, ich warte ab, wie es funktioniert. Mit drei Kindern ist es doch schwieriger, aber wir haben auch noch Großeltern in der Nähe, wenn es hart auf hart kommt und die als Babysitter gerne einspringen, wenn wir sie brauchen. Jedenfalls freue ich mich auf den Neustart und die alten Kolleginnen und Kollegen – das praktiziere ich jetzt zum 3.mal (lacht)‘.

A. Kolbe: ‘Und wenn Florians Kandidatur Erfolg hat‘?
N. Schardt:‘ Da bin ich mir ziemlich sicher, dass wir uns wieder einigen werden. Natürlich würde es eine Umstellung für uns alle geben, wenn der Papa nicht mehr zu Hause ist, wenn die Kinder aus der Schule oder aus der Kita kommen – wir warten ab, wie es kommt und machen uns da keinen Druck! Andere Familien müssen Schichtdienst und feste Arbeitszeiten unter einen Hut bekommen. Da haben wir es als Büromenschen etwas leichter‘.

Soweit das kleine Interview. Für mich war es wohltuend, in diesen schwierigen Zeiten eine junge Frau zu erleben, die positiv in die Zukunft blickt. Das Ehepaar, beide 40 Jahre alt, kennt sich übrigens schon seit ihrer Schulzeit. Und beide sind noch ehrenamtlich unterwegs, sie im Vorstand der Elterninitiative Großtagespflege und er im Förderverein der Grundschule in Ottobrunn und als Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer.

Antje Kolbe, Gleichstellungsbeauftragte der SPD Fraktion Unterschleißheim

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