Bürgermeister Christoph Böck gratuliert Erika Mühlbacher

Antje Kolbe, Erika Mühlbacher, Bürgermeister Christoph Böck (v.l.n.r.)

12. Oktober 2021

Stolze 99 Jahre wurde Erika Mühlbacher am 5. Oktober und natürlich kam das Stadtoberhaupt persönlich vorbei, um einer der ältesten Bürgerinnen Unterschleißheims zu gratulieren. Auch Antje Kolbe, stellvertretendes SPD Vorstandsmitglied, schloss sich seinen guten Wünschen an, denn die Jubilarin war im Juni 2017 in die SPD eingetreten.

“Ich will Bürgermeister Böck zeigen, dass ich seiner Politik vertraue und ich möchte ihn, was in meinen Kräften steht unterstützen“, so ihre damalige Begründung. Seit ihrer Verrentung 1988 lebt die alte Dame in Unterschleißheim zusammen mit ihrer Tochter Uschi und ist sicher vielen Menschen bekannt durch ihre Jahrzehnte lange Öffentlichkeitsarbeit für die Nachbarschaft der Siebenbürger Sachsen Lohhof e.V., die sie erst 2017 beendete. Fit wie sie immer noch ist, könnte sie das heute noch machen, aber leider lassen sie ihre Augen immer mehr im Stich!

Nicht im Stich lässt sie ihr Gedächtnis und so habe ich die 1922 in Siebenbürgen geborene Jubilarin nach ihrem spannenden Lebenslauf gefragt. Bereits mit 19 Jahren ging sie 1941 extrem mutig ganz alleine zur Berufsausbildung als Fremdsprachenkorrespondentin in das damalige großdeutsche Reich nach Berlin. Der zweite Weltkrieg war in vollem Gange, es fielen Bomben, die russische Armee kam immer näher, Flüchtlingstrecks, Hunger, nichts wie weg! So zog unsere Zeitzeugin nach Wien und fand eine Stelle als Übersetzerin beim dortigen Rundfunk. Und wieder waren es Bomben und diesmal trafen sie ihre Unterkunft, die Russen standen vor Wiens Toren und die Angst trieb zur Flucht, die diesmal alles bot, was Flucht nur ‚bieten‘ kann. Lebend und nur mit einem Koffer landete die junge Frau in Oberösterreich. 1946 heiratete sie, bekam dadurch die österreichische Staatsbürgerschaft, was sie vor der Ausweisung nach Rumänien rettete. 1948 kam ihre Tochter zur Welt und eher zufällig, bedingt durch die Nachkriegswirren, zog die kleine Familie 1954 nach Saarbrücken. Damals gehörte das Saarland zu Frankreich, der Anfang war wieder nicht einfach, aber schließlich bekam Erika Mühlbacher dann ihren Wunscharbeitsplatz als Direktionsassistentin im Hause der Saarbrücker Zeitung, die gerade ihren 200. Geburtstag hatte. Politisch und wirtschaftlich war das eine hochinteressante Zeit, auch bedingt durch die Rückführung des Saarlandes in die deutsche Bundesrepublik.

Nach 10 Jahren kam es bei der Zeitung zu Umstrukturierungen und unsere Jubilarin wurde Chefassistentin in der Saarland Halle. Hier galt es der Unterhaltungskultur das Saarland zu öffnen. Internationale Stars aus Sport und Kultur sowie PolitikerInnen aller Nationen gehörten 13 Jahre zu ihrem Klientel, bis sie nach einem langen, abwechslungsreichen Arbeitsleben 1988 in Rente ging. Den Umzug zu ihrer Tochter, die am Flughafen München als Betriebsratsvorsitzende tätig war, hatte sie lange geplant und beide kauften ein Reihenhaus in Unterschleißheim. Eine kleine Odyssee quer durch Europa fand ein Ende. Ihre Herkunft hat die Jubilarin aber nie vergessen und so engagierte sie sich bereits kurz nach dessen Gründung im Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, wofür ihr sowohl das Silberne als auch das Goldene Ehrenzeichen verliehen wurde. Auch Unterschleißheim ehrte seine Bürgerin für ihre Jahrzehnte lange ehrenamtliche Tätigkeit beim Neujahrsempfang 2016 mit der Ehrenmedaille der Stadt. Liebe Erika, wir wünschen dir noch viele gute Tage und Jahre!

Antje Kolbe für den SPD Ortsverein Unterschleißheim-Lohhof

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