Unser 1. Bürgermeister ist sehr fleißig – seit 10 Jahren keine einzige Stadtratssitzung, kein Ausschuss, keine Ehrung, kein Vereinsjubiläum ohne ihn, na ja fast – aber wie hat er persönlich diese Zeit erlebt? Ich durfte ihn besuchen.
A. Kolbe: „Als dich 2013 die Bürgerinnen und Bürger Unterschleißheims mit 67 % zu ihrem 1. Bürgermeister kürten, warst du ja kein unbeschriebenes Blatt in der Politik. 1989 nach dem Tod von Hans Bayer in die SPD eingetreten, von 93 – 2003 Vorstand des Ortsvereins, 2000 für Marcel Schaller in den Stadtrat nachgerückt und seit 2008 dritter Bürgermeister, fühltest du dich da für das Amt gut gerüstet?“
C. Böck: „Eigentlich schon. Aber ich musste bald feststellen, man springt doch ins kalte Wasser und das eine oder andere Unerwartete tritt auf. Und die Führung einer Verwaltung mit den unterschiedlichsten Arbeitsfeldern, z.B. vom Bauamt über die KITAs bis zum Klimaschutz usw., mit 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, für die der Bürgermeister die Verantwortung und die Richtlinienkompetenz hat, ist eine große Aufgabe!“
A. Kolbe: „Belastet dich das?“
C. Böck: „Nein, ich sage mir jeden Tag, ich will das Beste für die Stadt und die Menschen tun – das ist mein Anspruch an mich! Ich suche jeden Tag nach den besten Lösungen und wenn mir das gelingt, spüre ich keine Belastung.“
A. Kolbe: „Seit drei Jahren bist du ja eigentlich ein Krisenmanager.“
C. Böck: „Das waren und sind herausfordernde Jahre, zuerst die Pandemie, dann der Ukrainekrieg, die daraus resultierende Energieproblematik sowie die nicht einfache Finanzsituation. Mein Motto ist es, wie gesagt, jeden Tag zu versuchen das Beste draus zu machen. Ich finde auch, dass uns das in USH bis jetzt gut gelungen ist. Ich habe eine gute Verwaltung und auch in dieser Stadtgemeinschaft gibt es viele Menschen, die aktiv mitgeholfen haben und noch mitwirken, diese Krisen zu bewältigen. Da kann ich mich nur immer wieder bei allen bedanken!“
A. Kolbe: „Was gefällt dir an diesem Amt?“
C. Böck: „Der vielseitige Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern, die Besuche von Schulklassen, die Geburtstage bei Seniorinnen und Senioren und Goldene oder Diamantene Hochzeiten - bei BMW hatte ich es mit Technik zu tun, jetzt mit Menschen, das mache ich gerne. Und was ich mir am Anfang für mich auch nicht vorstellen konnte ist meine Freude an Trauungen: 1mal Nein, 2mal Ja – das ist angenehmer als manche Stadtratssitzung (lacht)!“
A. Kolbe: „Und Minuspunkte?“ Da überlegt unser Bürgermeister lange...
C. Böck: „Es gibt überraschenderweise wenig, was ich nicht mag…..Termine, wo einfach nur geredet wird und nichts bei raus kommt.“
A. Kolbe: „Hast du in den 10 Jahren etwas gelernt?“
C. Böck: „Man entwickelt sich auch weiter, Reden oder Ansprachen, die musste ich früher zum Beispiel nicht halten. Man reift ja mit der Aufgabe, ich glaube, ich bin gelassener geworden.“
A. Kolbe: „Was bist du für ein Mensch?“
C. Böck: „Ein sozialer Mensch, dem das Wohl der Bürgerinnen und Bürger und die Stadtgemeinschaft am Herzen liegen. Ich habe ein großes Pflichtbewusstsein gegenüber meiner Aufgabe, bin gerne bei den Vereinen, bei den Veranstaltungen, in allen Sitzungen – ich stecke viel Energie in die Verwaltung. Für mich sind aber auch die Familie und meine Frau Petra sehr wichtig, ohne sie könnte ich das nicht. Sie ermöglicht mir den zeitraubenden Job, sie managt unser Leben zu Hause, sie ist auch selber gern an meiner Seite und sie kann sich noch besser als ich auf die Menschen einlassen. Und auf meine beiden Kinder bin ich auch stolz, wie gut sie seit 10 Jahren mit der besonderen Rolle von Papa umgehen!"
A. Kolbe: „Wie würdest du dich beschreiben?“
C. Böck: „Ich bin sehr strukturiert, jemand der Themen analytisch angeht, da kommt der Ingenieur zum Vorschein (der BM ist studierter Maschinenbauingenieur), lösungsorientiert, fleißig – und leider sehr ungeduldig! Manchmal würde ich mir auch ein noch besseres Einfühlungsvermögen im Verstehen der Sorgen meines Gegenübers wünschen, um schneller einen gemeinsamen Lösungsweg zu finden.“
A. Kolbe: „Konflikte magst du nicht.“
C. Böck: „Das stimmt, ich suche eher den Ausgleich und möchte mit jedem gut auskommen. Ich gebe jedem auch immer wieder eine neue Chance und gehe auf andere Argumente ein.“
A. Kolbe: „Ich finde, wir haben auch einen sehr bescheidenen Bürgermeister!“
C. Böck: „Ich brauche es nicht, im Mittelpunkt zu stehen und will auf kein Schild gehoben werden. Drum bin ich auch gerne in unseren vielen Vereinen Mitglied, einfach mitten drin. Und das Unterschleißheimer Vereinsleben ist ja wirklich Spitze, da können wir stolz sein.“
A. Kolbe: „Ich persönlich schätze auch deinen Humor!“
C. Böck: „Der wird aber nicht immer verstanden hab ich das Gefühl, besonders im Stadtrat (lacht!)…..“
A. Kolbe: „Was macht der ehemalige Sportler zum Ausgleich, beim letzten USH Osterlauf 2019 warst du ja noch erfolgreicher Teilnehmer der großen Runde.“
C. Böck: „Ich jogge immer noch gerne um den Hollerner See, fahre wenn möglich mit dem Rad zu den Terminen – als BM musst du auch körperlich fit sein. Leider fehlt mir oft die Zeit. Jetzt muss ich auch gleich los zu einer Goldenen Hochzeit!“
A. Kolbe: „Also letzte Frage, hast du einen Wunsch an die Unterschleißheimerinnen und Unterschleißheimer?"
C. Böck: „Dass das Miteinander noch besser wird im Stadtrat und in der Gesellschaft, das ist mir wichtig. Mein Ziel ist, dass wir alle versuchen, für die Stadt gemeinsam eine gute Zukunft zu gestalten. Und dabei ist mir auch meine eigene Fraktion eine große Unterstützung!“
Jetzt kann ich mich nur noch herzlich bei Christoph Böck bedanken und ihm für seine Arbeit in den nächsten Jahren alles Gute wünschen - möge die Übung gelingen!
Antje Kolbe für die SPD Unterschleißheim - Lohhof