Um es vorweg zu nehmen: Unterschleißheim steht wie die allermeisten Kommunen vor großen Herausforderungen, besitzt aber eine außergewöhnlich solide finanzielle Basis, diese zu bewältigen. Insbesondere im Vergleich zu den anderen Kommunen im Landkreis und in Bayern bietet Unterschleißheim seinen Bürgern und Bürgerinnen seit vielen Jahren eine hohe Lebensqualität bei sehr geringem Verschuldungsniveau.
Aber wie war die Entwicklung bis heute? Vor 25 Jahren, am 16. Dezember 2000, wurde die Gemeinde Unterschleißheim mit einem Festakt zur Stadt erhoben. Die neu ernannte Stadt startete zum Jahresende 2000 mit einem Schuldenstand von umgerechnet 13 Mio. € in das neue Jahrtausend.
Welche Herausforderungen prägten diese Zeit? Der Valentinspark stand nach 10 Jahren Planungszeit kurz vor seiner Fertigstellung. Mit einer Gesamtfläche von 120.000 qm bekam Unterschleißheim für die damals gewaltigen Projektkosten von umgerechnet über 10 Mio. € eine grüne Oase und einen vorbildlichen Stadtpark für seine Bürger. Bereits 2000 setzte Unterschleißheim mit der Gründung der GTU AG Geothermie Unterschleißheim eine richtungsweisende Weichenstellung für eine nachhaltige Energieversorgung. Insgesamt investierte die Stadt ca. 16 Mio. € als Gesellschafterin in Form vom Grundkapital bzw. weiteren Kapitaleinlagen in die GTU AG und die GTU AG bis heute über 37 Mio. € in den Ausbau und die Versorgung mit Fernwärme. Bis zum Jahre 2028 werden voraussichtlich weitere 30 Mio. € in den Ausbau des Netzes und 15 Mio. € in die Erweiterung des Heizwerkes investiert. Der Bau der Bahnunterführung ab 2014 von der Bezirks- in die Hauptstraße war ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung der Stadt, da sie die Verbindung der Wohn- und Gewerbegebiete deutlich verbesserte. Für die Realisierung musste die Stadt Unterschleißheim mit 11,6 Mio. € etwa ein Drittel der Kosten selber aufbringen. Mit dem Neubau der Therese-Giehse-Realschule ab 2014 und den mehrfachen Erweiterungen des Carl-Orff-Gymnasiums investierte die Stadt über den Zweckverband Weiterführende Schulen massiv in die Bildung der Kinder und ist damit auf dem Weg zur Muster-Schulstadt. Die Stadt Unterschleißheim konnte erfreulicherweise Ihre Anteile an den Investitionen im Zweckverband ohne zusätzliche Verschuldung erbringen. Daneben wurde auch die Sanierung der Grundschulen und eine Erweiterung der Mittelschule nicht vergessen sowie die Unterstützung der BOS/FOS, die der Landkreis in Unterschleißheim errichtet hat.
Im Jahre 2005 wurde der bisher höchste Schuldenstand unserer Stadt in Höhe von ca. 17. Mio. € erreicht. Zur „Halbzeit“ der 25 Jahre Stadt (31.12.2012) konnte der Schuldenstand der Stadt durch eine Sondertilgung wieder auf ca. 10 Mio. € reduziert werden. Dies entsprach 386,- € pro Kopf der Bevölkerung in Unterschleißheim und lag bereits damals unterhalb der Pro-Kopf-Verschuldung vergleichbarer Kommunen, die zu diesem Zeitpunkt 694,- € betrug.
Kurze Zeit später, am 24. April 2013, übernahm Christoph Böck den Staffelstab als Bürgermeister von Rolf Zeitler mit der Zielsetzung, die Stadt und die Stadtgemeinschaft erfolgreich weiter zu entwickeln.
Entwicklung der Verschuldung der Stadt Unterschleissheim in den letzten 25 Jahren Die Arbeitswelt wie die ganze Gesellschaft haben sich in den letzten 25 Jahren massiv verändert. z.B. ist der Anteil der erwerbsmäßigen Frauen nicht nur in Deutschland sondern auch in unserer Stadt deutlich gestiegen. Dies war nur möglich, weil die Stadt das Betreuungsangebot für Kinder massiv ausgebaut hat. Dies erfolgte gleichzeitig über zwei Wege: Die Investitionen in den Bau neuer Kindergärten /Kindertagesstätten und die Bezuschussung der Träger von Kindertageseinrichtungen, im Wesentlichen für die Personalkosten der Mitarbeiter/-innen. Ein Beispiel ist der Neubau des Caritas-Kinderhorts an der Grundschule in der Ganghoferstraße der im Jahr 2022 fertig gestellt wurde und unserer Stadt 9,9 Mio. € kostete. Die Aufwendungen für die jährliche Netto-Bezuschussung der Träger von Kindertageseinrichtungen ist noch höher und betrug im Jahr 2024 ca. 12 Mio. €, ein sehr großer Posten in den städtischen Ausgaben, der aktuell jedes Jahr zu leisten ist.
In den Gewerbegebieten gab es in den letzten 25 Jahren ebenfalls massive Umbrüche, häufig verursacht durch ein ständiges „Umziehen“ der Firmen auf der Suche nach dem attraktivsten Standort. Die Transformation des ehemaligen Industriegebiets von Siemens/Airbus zum Business Campus Unterschleißheim ist mit seinen 140.000 qm ein hervorragendes Beispiel zur Entwicklung moderner Raumlösungen für neuartige Arbeitswelten. Die Ansiedlung einer großen BMW Forschungseinheit war dabei ein wichtiger Meilenstein für den Business Campus und die Stadt. Wenn die gesamtwirtschaftliche Lage such wieder verbessert, erwarten wir mittelfristig steigende Gewerbesteuereinnahmen von weiteren Firmenansiedlungen im Business Campus und auch im benachbarten Korypheum mit seinen 80.000 qm.
Um die Attraktivität des Standortes Unterschleißheim für Investoren auch in Zukunft zu erhalten, investiert die Stadt jedes Jahr Millionenbeträge in die Infrastruktur, wie z.B. in den barrierefreien Ausbau unserer beider Bahnhöfe bis 2019 (über 11 Mio. Euro) oder die Erweiterung von wichtigen Straßenkreuzungen aber auch das Thermalwasser Außenbecken am Hallenbad. Der wirtschaftliche Erfolg von Unterschleißheim und damit die Handlungsspielräume für viele Projekte, die unserer Bevölkerung wichtig sind, hängen dabei ganz wesentlich von der Höhe der Gewerbesteuer ab. Erfreulicherweise betrugen trotz der schwierigen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung nach der Corona- &/ Energiekrise in Deutschland die Einnahmen der Gewerbesteuer in den letzten beiden Jahren (2023 & 2024) jeweils mehr als 60 Mio. €. Für 2025 liegen wir bereits jetzt mit 52,5 Mio. € über dem Planwert von 50 Mio. €, der vorsichtig im Haushalt für 2025 angesetzt wurde. Unterschleißheim hat in den ersten 25 Jahren als Stadt immer wieder große Umbrüche und finanzielle Herausforderungen gemeistert. Auch dieses Jahr und in den nächsten Jahren investieren wir als Stadt in Großprojekte wie den Neubau der Michael Ende Schule und die Erschließung des Neubaugebiets mit Seniorenwohnen und Pflege in Lohhof Süd, die den Einwohnern über Jahrzehnte von großem Nutzen sein werden. Zur Finanzierung hat der Stadtrat angesichts der extrem geringen Unterstützung durch Land und Bund mit großer Mehrheit eine moderate Verschuldung beschlossen, die aber mit Sicherheit deutlich früher getilgt sein wird als der Bestand der Gebäude. Erfreulicherweise kann man auch feststellen, dass in den vergangenen 10 Jahren die tatsächliche notwendige Verschuldung unserer Stadt immer geringer als geplant war. Dies hat verschiedene Ursachen, darunter die schwierig vorhersehbare Entwicklung der Baukosten und die bekannt vorsichte Finanzplanung der Einnahmen in den Haushaltsberatungen durch den Stadtrat.
Mit einem jährlichen Haushaltsvolumen von über 130 Mio. €, einem Bestand der Finanzmittel am 1.1.2025 in Höhe von 34,9 Mio. € sowie einem extrem geringen Schuldenstand von aktuell gerade einmal 2,2 Mio. € (Stand 1.1.2025) zählt unsere Stadt zu den finanziell stärksten und erfolgreichsten Kommunen, und dies nicht nur im Landkreis München, sondern in ganz Bayern. Die Verschuldung zum 31.12.2024 entspricht 80 € pro Kopf der Bevölkerung in Unterschleißheim und liegt damit deutlich unterhalb der Pro-Kopf-Verschuldung des Landkreis München, die aktuell 1.530 € beträgt. Deshalb können wir beim Festakt „25 Stadt Unterschleißheim“ am 16. Dezember 2025 trotz schwieriger Lage optimistisch auf die finanzielle Situation unserer Kommune blicken.
Stefan Schneiders
Stadtrat und Finanzreferent der SPD-Fraktion